Missgunst des Magnetismus

Posted in Uncategorized on März 5, 2011 by timserin

Da steht er dann also.
Ein Magnet, durch kosmische Kräfte in dieses Leben berufen, abkommandiert um sich Selbst zum Zentrum seines Magnetfeldes zu machen, um das zu tun, was Magnete eben so tun: Dinge anziehen.
Dabei kann es sich der Magnet nicht aussuchen welcher Art die Dinge sind die er anzieht, das ist eine vorgegebene Regel.
Nach und nach werden also die verschiedensten Gegenstände angesammelt und niemand kann dem Urheber der Anziehung dabei helfen mit dieser Last fertig zu werden.
Nicht einmal die Polung kann unser Magnet aus eigener Kraft ändern, diese Entscheidung bleibt also nicht ihm selbst überlassen.
Schlimmer noch, er kann sich nichtmal mit gleichartigen Magneten über seine Probleme austauschen, aufgrund der Grundregeln des Magnetismus.
Gleiches stößt sich ab.

Sturz der Metapher in den Appell

Posted in Der ganz normale Wahnsinn on Januar 10, 2011 by timserin

Ich liebe dich.
3 Worte, die in Zeiten der Reizüberflutung durch Medien, Filme, Musik, etc. einiges Ihres ürsprünglichen Wertes verloren haben. Die Meg Ryans und Leonardo DiCaprios dieser Welt machen es vor und die breite Masse folgt, ohne langes überlegen. Was sind schon Worte denken die einen, es sind schließlich die Handlungen die Zählen und nicht die Worte. Worte sind Schall und Rauch sagen sie.
Für viele allerdings, sind Worte mehr als das, für mich zum Beispiel.
Worte sind meine einzige Möglichkeit klar und deutlich mit meiner Aussenwelt zu kommunizieren, denn meine Handlungen und mein Gebähren, so weiß ich auch Erfahrung werden häufig missinterpretiert und rufen oft nicht den gewünschten Effekt hervor, oder das genaue Gegenteil des selbigen.
Ausserdem gibt es noch viele andere Dinge, die das verlassen auf die Handlungen eines Menschen unmöglich machen, zB. ein Mangel an Zeit, diese zu beobachten. In solchen Fällen muss man sich auf das Gesagte verlassen, oder halt eben auch nicht, das ist ja letztendlich jedem selbst überlassen, aber ich finde, das viele aufrichtig gemeinten Worte als trivial abgetan werden.
Zu unrecht.
Stellen wir uns folgende Situation vor:
(Ich weiß, das ich eine ähnliche Situation bereits beschrieben habe, allerdings ist dieser Umstand so breit interpretierbar, dass ich wahrscheinlich noch den ein oder anderen weiteren Eintrag darüber verfassen werde. Ausserdem geht es diesmal auch noch um etwas ähnliches in der Thematik, allerdings mit einem völlig anderen Ergebnis. Also weiter.)
Ein Mann und eine Frau, wegen mir auch eine Frau und eine Frau oder ein Mann und ein Mann, das ist für die Aussage völlig unerheblich, lernen sich beim Tanzen kennen. In einem Club. Vielleicht auch bei nem Drink in einer Bar.
Nach Stunden der Konversation manifestiert sich in beiden Personen der Wunsch, diese Nacht auch zusammen ausklingen und vielleicht sogar den nächsten Tag gemeinsam anbrachen zu lassen. Sie fahren also gemeinsam in die Wohnung einer der Beiden.
Nun sitzen sie also da, im hintergrund läuft eine LP von Cat Stevens oder vllt Genesis, eine Flasche Rotwein wurde geöffnet und durch den sich kräuselnden Rauch unzähliger Zigaretten und/oder Joints, sieht man durchs Fenster, wie die morgendliche Sonne die ersten zartrosa Streifen auf das Himmelszelt zeichnet.
Während der Gespräche kommen sich unsere Protagonisten unweigerlich näher und irgendwann tauschen sie Worte gegen Küsse. Zaghafte und zärtliche erst, jedoch immer fordernder und leidenschaftlicher.
Die Intention liegt klar auf der Hand und es kommt wie es kommen muss.
(Da es in dieser Anekdote nicht um den Sex geht, werde ich diese Stelle nun überspringen und direkt danach wieder ansetzen. Ebenso wäre die Moral auch ohne den Sex ausgekommen, aber da ich Sex ziemlich mag, gönne ich ebendiesen auch meinen beiden Figuren. Wer jetzt enttäuscht ist, schreibt mir einfach kurz ne Mail, Schmuddelgeschichten oberster Güteklasse schreibe ich auf persönlichen Wunsch gegen geringes Finanzaufkommen eurerseits)
Also, eng aneinander geschmiegt liegen unsere Zwei Akteure nun im Bett, Wein wurde bereits nachgeschenkt und auch die obligatorische Zigarette danach von einem der beiden, demjenigen der noch etwas Tabak übrig hatte, fachmännisch gedreht und angezündet worden.
Stellt euch das Bildlich vor, schlüpft in die Rolle einer der beiden Personen.
Sollte jetzt einer der beiden, in berücksichtigung aller Details, dem schönen Abend, der guten Gespräche, der Musik, dem Wein und vielleicht der ein oder anderen Marihuanazigarette, das Bedürfnis haben, dem Gegenüber verständlich zu machen wie er in dieser Situation fühlt, warum sollte er dann nicht jene magischen 3 Worte benutzen?
Ich denke das „Ich liebe dich“ auf diese spezielle Situation beschränkt, eine durch und durch aufrichtig gewählte Ausdrucksweise ist, auch wenn sie am nächsten Tag oder vielleicht schon wenige Stunden später ihre Gültigkeit verliert.
Ich finde man sollte sich diese Dinge öfter sagen, auch wenn es keinem höheren Zweck dient, den gerade als Mitbürger einer Millionenmetropole hört man so etwas doch eher selten. Nicht das ich euch nahelegen will zu allem und jedem eure Liebe auszudrücken, mitnichten! Aber wenn ihr es fühlt, dann sagt es, denn es zieht niemand negative Konsequenzen daraus.
Ausser vielleicht eurem Dealer, da ihr vielleicht mal eine Weile mit dem körpereigenen Serotonin auskommt.

 

Zynischer Sketch in nur einem Akt.

Posted in Der ganz normale Wahnsinn on Dezember 6, 2010 by timserin

Gespannte Stille herrscht im Publikum, schon einige Zeit bevor der Vorhang sich heben soll. Eine Spannung liegt in der Luft, welche beinahe physisch spürbar ist. Kaum Getuschel, einige der Zuschauer rutschen unruhig auf ihren Stühlen hin und her.
Plötzlich dimmt sich das Licht und langsam gibt der Vorhang den Blick auf die Bühne frei.
Die Szenerie lässt sich als durchschnittliches Schlafzimmer eines Großstädters in den mittleren Zwanzigern beschreiben.
Nüchtern, modern und klinisch, mit einer Couch, einem Schrank und einem Tisch auf dem sich Turntables, Mischpult und Anlage gegenseitig den Platz streitig machen.
Und einem einfachen Bett in weiß, bezogen mit schwarzem Laken und schwarzer Bettwäsche, der einzige Kontrast zu den sonst weißen Möbeln.
In diesem Bett zwei Personen, eine männlich (der Bewohner des Zimmers) und eine weiblich, offensichtlich eine Club Bekanntschaft der selben Nacht, beide noch deutlich von der vergangenen Party gezeichnet.
Die beiden Personen liegen sich in den armen und küssen sich, der Mann fordernder  als das etwas zurückhaltender wirkende Mädchen, ansonsten passiert auf der Bühne nicht viel.
Gespanntes Schweigen.
Plötzlich hat es den Anschein als sei dem Typen etwas eingefallen, er richtet sich ein wenig auf, beugt sich über seine Eroberung und sieht ihr mit einem undefinierbaren Funkeln intensiv in die Augen. Fragend blickt sie zurück.
Mit einem leisen Lächeln stellt er ihr eine Frage:
„Hast du je den Kuss wahrer Liebe erfahren?“
Für einen kurzen Moment schaut sie ihn nur verwirrt an, legt aber gleich darauf den Kopf in den Nacken um leicht aufzulachen und gibt dabei den Blick auf den feuchtrosa glänzenden Innenraum ihres Mundes frei.
„Nein, zumindest kann ich mich an keinen Kuss erinnern, auf den diese Beschreibung so passen würde“
„Dann schließ deine Augen!“
Bereitwillig senkt sie ihre Augenlieder.
„Und nicht öffnen, ich bitte dich!“
Als er sich sicher ist das sie die Augen nicht einfach wieder aufmachen wird, beugt er sich zur Seite und fischt von einer der Boxen die neben seinem Bett stehen ein kleines Plastiktütchen, öffnet es, steckt einen Finger hinein und betupft sich anschließend mit diesem Finger die Lippen. Er legt das Tütchen wieder weg und widmet sich nun wieder der jungen Frau.
„Dann erfahre nun den Kuss der einzig wahren Liebe die es gibt.“, sagt er und senkt seine Lippen auf die Ihren.
Sie muss unwillkürlich ob seiner Vermessenheit lächeln, immerhin kennen sie sich erst wenige Stunden, doch als sie leicht ihre Lippen öffnet und sich mit ihrer Zunge vorsichtig zu den seinen vortastet, gefriert ihr das Lächeln im Gesicht.
Denn als ihre Zungenspitze über ihre Lippen ableckt, nimmt sie die kleinen Partikel auf, die augenscheinlich von seinen Lippen kommen und ein bitterer Geschmack breitet sich in ihrem Mund aus.
Der Mann reicht ihr ein Glas Wein, um den MDMA Geschmack los zu werden und lächelt sich mit einer Bitterheit an, die eher zu einem alten Mann passen würde als zu diesem Jüngling.
Und dann hebt er zu einer Erklärung an:
„Ich will dir nicht in deine Weltanschauung reinreden. Ich möchte dich auch nicht belehren, aber ich möchte mit dir eine schmerzlich gemachte  Erfahrung  teilen. Nicht unbedingt aus Freundlichkeit, aber gewiss auch nicht aus Bosheit. Es geschieht einfach aus meiner momentanen Laune heraus.
Wahre Liebe gibt es nicht und alles was sich anfühlt wie selbige ist eine Illusion, eine Gaukelei des Lebens, egal ob emotionaler oder chemischer Natur, aber immer bringt sie ein angenehmes Gefühl mit sich. Eine Hochstimmung in der man einfach nur denkt das alles gut ist oder es zumindest wird und man die ganze Welt umarmen möchte, aber irgendwann lässt diese Wirkung nach und die Erkenntnis die darauf folgt schmeckt immer mindestens so bitter wie der Kuss den ich dir vorher gab.“
Stille.
Sowohl auf der Bühne als auch unter den Zuschauern. Leere in den Gesichtern aller Anwesenden.
Nach einer Minute wird das betretene Schweigen durch die blonde Frau in Sitzreihe C fast unmerklich gebrochen, als sie mit ihren Augen den Schauspieler fixiert und leise seufzt:

„Wie wahr.“

Nachtastronaut

Posted in Der ganz normale Wahnsinn on Oktober 14, 2010 by timserin

Kleine Wolken von kondensiertem Atem steigen auf, als ich durch die nächtlichen Straßen dieser Stadt laufe.
Die Stadt, der nachgesagt wird, das sie eine dieser Städte ist, die niemals schlafen, doch in dieser Nacht, kann nichts sie aus ihrem tiefen Koma aufwecken.
Leere Schaufenster von Läden und Bar Eingänge, abgesperrt mit Gittertoren ziehen an mir vorüber. Kaum ein Mensch bewegt sich auf den ansonsten so belebten Straßen. Und eine gespenstige Stille liegt in dieser dunkelsten Stunde, jene Zeit kurz vor den ersten Dämmerungserscheinungen. Diese Minuten scheinen mir immer so unreal, plötzlich ist der ganze Lärm abgeklungen und lässt mich alleine mit meinen Gedanken.
Die Finger schmerzen vor Kälte, der Herbst hat nun endgültig Einzug gehalten. Dennoch bin ich nicht gewillt auf das Rauchen zu verzichten. Verzweifelt halte ich mich an meiner Zigarette fest, als ob ich das Gleichgewicht verlieren würde, wenn ich die Kippe in einem glutroten Funkenregen auf den Gehweg schnipsen würde.
„Sie haben das Recht einsam und verloren zu wirken“
Ein dutzend mal bin ich an diesem Satz schon vorbeigekommen, habe ihn jedes mal zur Kenntnis genommen und mich immer wieder über die simple Poesie gefreut. Heute versetzt mir diese Phrase einen bösen Stich und ich wende hastig meinen Blick ab.
Selten nur war ich in den letzten Wochen alleine, alleine unterwegs, meistens in Gesellschaft der Freunde. Stille.
Die Stimme in meinem Kopf schreit mich an, ein zorniger innerer Monolog.
Ich sehne mich nach Lärm, nach Leben, nach den Orten dieser Stadt, an denen die Musik so laut ist, das sie für nichts anderes mehr Platz lässt. Dort höre ich meine innere Stimme nicht, mein Gewissen nicht und dort fühle ich nichts als die brachialen Bässe, die mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper jagen. Leertanzen, das ist es was ich nun gerne tun würde, dennoch setze ich weiter einfach nur einen Fuß vor den anderen.
Wenn die Musik ausgeht sind wir doch alle wieder alleine. Nur kurz noch hallt dieses Gefühl der Gemeinschaft nach, in welchem man schwelgt, wenn man mit hunderten anderen nur ein Ziel teilt: Abschalten, alles um einen herum für diese kurze Zeit auf der Tanzfläche verbannen.
Die ersten Frühaufsteher betreten nun neben mir die Straße, kommen gerade von Zuhause, von ihren lieben. Bäckereien und Zeitungsstände bereiten sich auf die Flut von Arbeitern ein, die das morgendliche Bild hier prägen.
Und ich gehe nach Hause. Gefangen in der verschachtelten Welt meines Geistes. Erschreckende Erkenntnisse schleichen sich in meine Gedanken und ich frage mich, ob es wohl immer so sein wird. Ob ich mich auch unter 3 Millionen und im Kreis meiner Bekanntschaften immer einsam fühlen werde.

Rollenverständnis

Posted in Der ganz normale Wahnsinn on Mai 25, 2010 by timserin

„Cut!“
Genervt rollt der Regisseur dieses Filmes mit den Augen.
„Nicht genug Gefühl, nicht authentisch genug!“
Nur mit mühe halte ich meine Tränen zurück und es geht in die 13. Wiederholung dieser Szene.
„Und Action!“
Wieder sitzen wir uns gegenüber, in diesem Pariser Szenecafé, welches man als Location für diese Szene ausgesucht hat. Eingesunken sitzt meine gedrungene Gestalt in dem roten Ledersofa, von unechten Passanten im vorbeigehen neugierig beäugt.
Die einstudierten Sätze kommen uns routiniert über die Lippen und doch zucke ich bei jedem deiner Worte wie unter einem Hammerschlag zusammen.
Deine wütende Gestik steht im krassen Gegensatz zu meinen verzweifelten Versuchen die Situation noch irgendwie zu retten, während draußen die ersten Regentropfen ans Schaufenster schlagen. Erbost springst du von deinem Platz auf und suchst hektisch deine Sachen zusammen. Entnervt streichst du dir dabei durch die Haare, die dir immer wieder ins Gesicht fallen. Ein letztes mal wendest du das Wort an mich, legst mir mit grausamer Nüchternheit wieder und wieder meine Fehler dar und meine Fassade bröckelt vollständig.
Du verlässt das Café und hälst dir schütztend die Jacke über den Kopf.
Ich lege das Geld für unsere Bestellung, einen Latte Macchiato für dich, wie immer, und einen Espresso für mich, ebenfalls wie immer, auf den Tisch und stürze dir hinterher.
Im nun strömenden Regen bin ich in kürzester Zeit nass bis auf die Knochen und die Tropfen die meine Lippen erreichen schmecken Salzig. Ich packe dich am Arm um dich zurückzuhalten, doch du reisst dich los und verschwindest im Nebeldunst dieses Wolkenbruches die Kopfstein gepflasterte Straße hinunter.
„Cut!“
Endlich ist der Regisseur mit der Einstellung zufrieden, alle gratulieren sich, doch ich wende mich ab, zerschlagen und gebrochen. Lange noch schütteln mich die tränenreichen Krämpfe über der Erkenntnis, dass, sooft sich diese Szene sich auch schon wiederholt hat, sie mir in Zukunft keinesfalls erspart bleiben wird. In dieser Rolle stecke ich fest, wie in einer Dauerschleife.
„Und Action!“

Heimkehr

Posted in Der ganz normale Wahnsinn, Uncategorized on Mai 20, 2010 by timserin

Das Getöse der letzten Schlacht hallt dem Krieger noch nach. Vor Augen jene grausamen Szenen des Blutbades, welche ihn noch bis tief in die Nacht verfolgen werden. Stolz reitet er dem Sonnenuntergang entgegen, die frischen Wunden des Krieges erhobenen Hauptes tragend, wie glitzernde Orden, verliehen durch die denkbar höchsten Würdeträgern.
Doch Gedanken ganz anderer Art lasten schwer auf des Kriegers Gewissen. All die Mitstreiter, die sich vor dem großen Kampf im Stammestreffen versammelt haben, gehen nun wieder ihre eigenen Wege. Oftmals führern diese die Gefährten nach Hause.
Zu Haus, Hof und Weib.
Nur unser Söldner kehrt schlichtweg in seine bescheidene Unterkunft zurück um seine Wunden zu versorgen.
Alleine.
Keine Frau, die zu Hause auf die wohlbehaltene Rückkehr des Mannes hofft. Nur der Kreis der Freunde, welchem beim nächsten Umtrunk voll inbrunst die Geschichten der letzten Abenteuer erzählt werden, in ein paar schönen Stunden ohne Sorge, im Kreise eben jener Menschen, die für den Krieger die Familie darstellen. Zum schlafen gebettet denkt er noch an die ehrfüchrchtigen Gesichter der Kumpane, als er sich im Bett herumwälzt, auf die andere Seite der Matratze, welche unbewohnt und kalt ist.
Für was, fragt er sich, lohnt es sich noch zu kämpfen? Sollte der Sinn hinter all dem schlichtweg nur die Suche nach eben jenem Sinn sein? Mehr nicht? Keine kosmische Wahrheit, die es zu entdecken gibt?

Ich habe keine Lust mehr auf jene flüchtigen Bekanntschaften, den Sex in der Abstellkammer.
Ich bin auf der Suche nach meiner ganz persönlichen Elliot Reed, nicht der anfänglichen Elliot, mit der man es im Bereitschaftsraum treibt, sondern jene Elliot, die immerzu sehnsüchtig auf  eine Meldung meinerseits wartet, die auch dann noch zu Hause ist, wenn die anderen längst gegangen sind.

Zu Gast nur die drei Bettler.

Festhalten

Posted in Der ganz normale Wahnsinn on April 9, 2010 by timserin

Wenn man die Leute fragen würde, was ihre Liebelingszeitpunkte beim Feiern gehen sind, bekäme man je nach Person sehr unterschiedliche Antworten.
Der Eine mag die Zeit vor dem eigentlichen Weggehen am liebsten, das Sammeln der Freunde an einem verabredeten Ort und das langsam auf einen Pegel bringen, der andere liebt die Zeit zwischen 2:00 und 3:00 Uhr, in der die Clubs am vollsten, die Musik am lautesten und die Menschen noch am aktivsten sind, und so weiter.
Meine Lieblingszeit ist allerdings das beinahe Ende einer Party.
Jene Momente, die in verlassen des Clubs,  Afterhour und mit dem letzten Weggefährten noch das letzte Bier am Kiosk trinken, zusammengefasst werden können.  Jener eine Moment, in dem sich alle noch Beteiligten mit aller Macht an letzte Nacht klammern.
Das Ziel haben diesen Samstag nie enden zu lassen und die verzweifelten Gedanken an den folgenden Sonntagnachmittag. In dieser Zeit ist man, obgleich sehr abgestumpft von lauter Musik und Alkohol, am empfänglichsten für Stimmungen und Meinungen seiner Mitstreiter. Zwischen dem ersten „So ich gehe jetzt langsam mal nach Hause“ und dem tatsächlichen Aufbruch können mitunter noch stundenlange Gespräche und minutenlanges miteinander Schweigen liegen, die für mich die mit schönste Zeit darstellen die ich mir vorstellen kann.
Und ich rate jedem, ein Angebot auf eine Afterhour niemals auszuschlagen, wer weis schon wohin sie noch führt!

Silent Steeples

Posted in Der ganz normale Wahnsinn on Februar 25, 2010 by timserin

Ich habe das schreckliche Gefühl, das ich bestimmte Talente meiner Person einbüße.
Man sehe sich nur einmal an, wie lange mein letzter Eintrag hier her ist, mit jedem Tag an dem ich nicht schreibe, verkümmert eben jene Fähigkeit zu schreiben. Meine Ausdrucksweise wird flacher und der sprachliche Elan, mit dem ich immer in jede noch so aussichtslose Diskussion eingestiegen bin, flacht ab.
Das gibt mir zu denken. Sehr. Denn eben solche Eigenschaften waren Dinge über die ich mich identifiziert habe.
Was gab es also in dieser langen Zeit der lyrischen Abstinenz?
Nun…nichts. Es ist alles passiert und nichts. Ich habe eine Ausbildung angefangen und bin rausgeschmissen worden. Bin nach Koblenz gezogen und bereite gerade meinen Umzug nach Berlin nächsten Monat vor. Ich war feiern und habe es wie immer maßlos übertrieben. Die Beziehung die ich mir noch in meinen letzten Einträgen so sehr gewünscht habe…nunja ich habe sie bekommen und wieder in den Sand gesetzt.
Nichts verändert sich wirklich, die Dinge bekommen nur andere Namen.

So habe ich das Gefühl in der Luft zu hängen, zwischen all diesen Sinneseindrücken, die auf meine Seele einstürmen, wie ein Trommelfeuer 9mm Patronen. Unfähig, mich zu bewegen, den Dingen oder dem Lauf der Zeit einen Stoß zu verpassen. Irgendetwas ins Rollen zu bringen. Nur dieses überwältigend große Gefühl der Ohnmacht.
Nicht zu wissen was kommt, was passiert und ob sich überhaupt irgendwas in absehbarer Zeit ändert.
Eines allerdings muss man diesem Zustand der Hilflosigkeit hoch anrechnen, und zwar das ich ausgiebig Gelegenheit dazu bekam meine Gefühle aufs genaueste kennen zu lernen.
Super, das was unzählige Bekanntschaften immer wieder versucht haben, trat nun ganz von selbst auf, nur weil es einfach nichts anderes gab/gibt, auf das ich mich konzentrieren könnte. Und ich hasse es.
Es ist einfach nur schrecklich Deprimierend, sich mit Gefühlen wie Zukunftsängsten, Herzschmerz oder Einsamkeit auseinander zu setzen und ich hoffe das ich diesem Teufelskreis alsbald entfliehen kann.

Wahrscheinlich bin ich einfach genauso deprimiert wie alle anderen Menschen in Deutschland auch, die seit Wochen keine Sonne mehr gesehen haben. Vllt brauchen wir alle einfach mal wieder eine Dosis Sonne, gepaart mit Frühlingsgefühlen.
Hoffe ich.

Mitternächtliche Offenbarung

Posted in Der ganz normale Wahnsinn on Juli 11, 2009 by timserin

Verstört blicke ich das Gesicht mir gegenüber an.
Lese in seinen Zügen in seiner Geschichte wie in einem offenen Buch. Das ist eines meiner Talente, die Geschichten der Menschen denen ich begegne an ihren Gesichtern abzulesen, hinter die Maske zu sehen. So weit ich diese Kunst auch perfektioniert habe die letzten Jahre, so unfähig bin ich diese auf mich selber anzuwenden.
Nun also zu diesem Gesicht in meinem momentanen Focus.
Es ist gezeichnet durch viele Erfahrungen, die sich deutlich in die noch junge Haut eingegraben haben. Die Augen blicken leer in die meinen und haben die triste Farbe von dreckigem Schnee, der am Rande einer mehrspurigen Autobahn liegt. Und noch brennt ein Feuer in ihnen, ein Funkeln, welches verrät das der Besitzer die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben hat. Er ist ein Kämpfer, das sieht man ihm an. Narben zeugen von einigen Abenteuern, vielleicht auch von der ein oder anderen Kneipenschlägerei. Seine Haare sind durcheinander und ungewaschen, erwecken vor meinem geistigen Auge das Bild eines Straßenköters, der viel mitgemacht hat, aber immer stolz seines Weges gegangen ist. Von diesem Stolz zeugt auch seine Haltung, die Nase hoch in den warmen Südwind des fliehenden Abends gereckt. Aufmerksam die Luft einziehend, auf der Suche nach einem bestimmten Geruch, dem Geruch von Lagerfeuern, Großstadtsmog und einem Hauch von Zimt in weiter ferne.
Eben der Geruch des Abenteuers.
Wie Schriftzeichen haben sich all die verpassten Gelegenheiten in sein Antlitz gemeißelt, jede gute Idee die aufgrund ihrer Absurdität gleich wieder verworfen wurde, all die gebrochenen Versprechen und die verlorenen Momente springen mir förmlich ins Auge.
Bei dieser Art der Analyse beschränke ich mich meistens auf solche Details und lasse trauriger weise das Gesamtbild  zu häufig ausser Acht und doch ist mir diese oberflächliche Betrachtungsweise diesmal nicht genug. Ich nehme das Gesicht meines Gegenübers als ganzes in meinen Blick. Auf seine verschroben melancholische Art und Weise ist es ansprechend, zu speziell um wirklich als schön durchzugehen, aber nicht unattraktiv.
Es zeugt von vielen gerauchten Zigaretten, rasch hinuntergekippten Drinks und von einer Vielzahl langer und tiefschürfender Gespräche an allen möglichen Orten dieser Welt und ich weis nicht wie ich meine Empfindungen einschätzen soll, die von der Masse der gelieferten Informationen wirre Kreise drehen. Unfähig meinen Blick abzuwenden versuche ich, mir jedes kleine Detail einzuprägen, doch will mir das nicht so recht gelingen. Wie Sand rieseln die Eindrücke durch mich hindurch. Eingehend fixiere ich wieder diese Augen, die von einer tiefe Zeugen in der man sich nur zu leicht verlieren kann, ob auf die eine oder die andere Weise, als mir ein Windstoß durch die Haare fährt und die Bäume um mich herum zum wanken bringt.
Irgendwo weit über meinem Kopf löst sich ein Blatt von einem der Äste, unfähig dem fordernden Wind standzuhalten und segelt langsam der Erde entgegen.
Es landet auf der bis eben noch spiegelglatten Oberfläche des Teichs vor mir und das Gesicht, eben noch so konkreter Gegenstand meiner Untersuchung, verschwimmt und wird zur Unkenntlichkeit  verzerrt.

Alte Gewohnheiten, oder: Wie der Füller seinen Stolz verlor.

Posted in Der ganz normale Wahnsinn on März 25, 2009 by timserin

Kennt man ja, die meisten von uns werden in der Schule wahrscheinlich mit einem Füllfederhalter gelernt haben zu schreiben.
Hatte ja auch was nostalgisch schönes, gut damals noch nicht aber im Rückblick allemal, so mit blau beklecksten Fingern nach Hause zu kommen und stolz die geschriebenen Zeilen zu präsentieren.
Mit der Zeit verkam schreiben zu einer alltäglichen Tätigkeit, der man nichtmal gerne nachging.
Und sehr, sehr oft wurde spätestens auf einer weiterführenden Schule der Füller gegen einen Kugelschreiber eingetauscht, weil es schneller ging und sauberer war, wenn man mal hastiger schreiben musste.
Also verschwand der Füller im Mäppchen und vegetierte unbeachtet von uns vor sich hin.
Er sah viele Kugelschreiber kommen – und auch wieder gehen, und lag einfach so in der muffigen Dunkelheit vor sich rum.
Eines Tages packte uns jedoch die Sehnsucht, nach den schön glänzenden, geschwungenen Linien unseres Federhalters und wir kramen ihn hervor.
Nur, an die Gefühle des Tintenschreiberlings denkt natürlich niemand. Wir ziehen in nach Monaten, ja Jahren des Desinteresses einfach wieder hervor und erwarten das er uns so treue Dienste leistet wie in vergangenen Tagen.
Der Füller nun könnte sich weigern. Er könnte die eingetrocknete Feder nicht wieder ins Leben rufen und uns hängen lassen.
Wir würden kurz und heftig mit ihm über das Papier krakeln, kurz fluchen und ihn wieder wegstecken oder gar wegschmeißen.
Doch was tut er in der Realität?
Er vergisst seinen Stolz und die Kränkungen der letzten Zeit und erfreut uns mit einem neuerlichen Fluss an marineblauer Tinte und unsere Gefühle für den Füller steigern sich ins unermessliche, auch wenn wir in wahrheit nichtmal ansatzweise zu schätzen wissen das er uns diesen Dienst nicht verweigert.

Ich bin der Füller.